Oh, wie schön ist ...KANADA
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Original Artikel Tobias Puetzer für Experience
Ein großes Land feiert den 150. Jahrestag seiner Unabhängigkeit. Höchste Zeit für einen Trip in spektakuläre Natur und junge Metropolen, reich an kulturellen und kulinarischen Highlights.
Irgendwann ist die Straße einfach zu Ende. Vor ei-nem wirft der raue Pazifik seine Wellen auf die felsige Küste. Im Rücken: der Pacific-Rim-Nationalpark. Jahrtausendealter unbe-rührter Regenwald, die spektakulären Bergspitzen des Triple Peak und Tofino, das kleine 2.000-See-len-Dorf, bevölkert von Althippies, Surfern und Aussteigern. Wer einen Ort sucht, um richtig run-terzukommen, irgendwo im Nichts, am gefühlten Ende der Welt, ist an der Westküste Vancouver Islands genau richtig. Das erkannte auch Charles McDiarmid und errichtete Mitte der 1990er-Jahre das Wickaninnish Inn auf einer Felsspitze unweit von Tofino.
Wer den Kanadier trifft, sieht ihn selten im Anzug. Und wenn, dann ist dieser eher aus Neopren denn aus feinem Zwirn. Der 59- Jährige geht oft mit seinen Mitarbeitern surfen, am Long Beach, der sich gleich neben dem Wickaninnish Inn gen Süden streckt. McDiarmid bereiste die Welt, lernte das Hotel-fach in internationalen Metropolen. Doch schon immer zog es ihn zurück in seine Heimat. In diese rohe Landschaft, in der man die ursprüngliche Natur noch in all ihrer Wucht spüren kann und wo die Menschen ihr Glück darin finden, durch den Regenwald zu streifen, fischen zu gehen, in heißen Quellen zu baden oder Wale und Schwarzbären zu beobachten.
McDiarmid band die Gemeinschaft von Anfang an in sein Hotelprojekt ein. Viele Möbel und zahlreiche Schnitzerei-en im Hotel stammen von dem einheimischen Künstler Henry Nolla, der bis zu seinem Tod 2004 mietfrei in einem Strand-haus-Atelier direkt neben dem Hotel wohnte. „Ich importiere nur Dinge, die ich auf Vancouver Island nicht bekommen kann“, sagt McDiarmid.
Eine Philosophie, die auch im Hotelrestaurant The Pointe umgesetzt wird. Der fast vollverglaste Raum bietet einen spektakulären Blick auf die Küste. Bei Sturm klatscht die Gischt der Brandung gegen die Panzerglasscheiben. Das Menü wechselt zwar nur etwa viermal jährlich. Und doch schmeckt jedes Gericht täglich ein wenig anders im The Pointe. Denn die Köche arbeiten stets mit dem, was frisch von lokalen Zulieferern kommt. Neben dem obli-gatorischen Burger finden sich natürlich viele Fisch-gerichte auf der Karte. Al-bacore-Thunfisch an süßer Paprika mit Fenchel und Honigwasser beispielswei-se oder Meeresfrüchte in Safran-Kokosnuss-Curry mit Kurkuma-Focaccia. Für die Highlights sind aber nicht nur die Köche zuständig. Die liefern die sogenannten Foresters. Waldläufer, die die Zedern-haine in der Umgebung täglich durchstreifen und alles sammeln, was essbar ist: Beeren, Kräuter Pilze, Wurzeln. Dinge, die man noch nie in seinem Leben gegessen hat, zu Soßen, Gelees oder Beilagen verarbeitet werden und den Besuch im The Pointe kulinarisch einzigartig machen.